Rezension von G. de Haan in: Ökologie und Lernen 2003:

Innerhalb der Theoriedebatte zur Umweltbildung, ökologisch orientierten Bildung und nunmehr auch der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung gibt es wenig Standardliteratur. Dieser Band von Gerhard Becker, der in gewisser Weise seine Arbeiten zu dieser Thematik der letzten Jahre zusammenfasst, gehört zu eben dieser Standardliteratur. Beginnend mit der Aufforderung die schulische Umweltbildung neu zu denken, wird ein ganzes Bündel an Facetten dieser Neuorientierung in den folgenden Kapiteln entfaltet. Zwar geschieht dies immer wieder in Rekurs auf die Agenda 21 und Bildung im städtischen Raum, nie aber wird eine breitere theoretische Perspektive dabei vernachlässigt. Becker beginnt seine Überlegungen mit einigen kritischen Thesen zur Reichweite und Verankerung der Umweltbildung, ferner zur Problematik in einem starren Schulsystem ein Bildungskonzept zu platzieren, das auf Offenheit, Partizipation und eine hohe methodische Kompetenz der Lehrkräfte setzt. Man kann die durchgängig gut belegten Thesen nur unterstützen.
Ein zweites Kapitel widmet sich dem historischen Verlauf von der Umwelterziehung in den 70er Jahren bis hin zur Umweltbildung in den 90er Jahren. Darin eingeschlossen ist auch ein Exkurs zur ökologischen Bildungstheorie, so dass ein in der Tat integriertes Konzept von ökologischen Ansprüchen und pädagogischer Reflexion vorliegt. Ein weiteres großes Kapitel widmet sich dem Thema "Partizipation", wobei Becker im Grunde zivilgesellschaftliche Argumente anführt und etliche Beispiele aus dem Feld der lokalen Agenda 21-Prozesse beibringt. Auch hier gelingt es gut, die Beziehung zwischen zivilgesellschaftlichen Partizipationsmodellen und der Notwendigkeit von Partizipation im pädagogischen Kontext deutlich zu machen. Ein wenig heraus fällt das vierte Kapitel zum Konstruktivismus. Becker belegt, wie notwendig es ist, im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung sich konstruktivistischen Argumentationen anzuschließen. Da es sich hier um ein erkenntnis- bzw. wissenschaftstheoretisches Konstrukt handelt, hätte es vielleicht an den Anfang des Bandes gehört, um sich präziser zu positionieren. 
Das 5. Kapitel schließlich konzentriert sich ganz auf die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung, verortet dieses im Kontext der reflexiven Moderne, zeichnet Schlüsselqualifikationen und Schlüsselprobleme sowie curriculare Notwendigkeiten nach und kommt auch hier am Ende wieder auf das durchgehaltene Sonderthema des Bandes zurück: den Bezug zur lokalen Situation.

Zielsetzung: Entwicklung einer Theorie der Umweltbildung mit Konzentration auf regionale bzw. lokale Bezüge von Bildungsprozessen

Inhaltliche Qualität: hohes Reflexionsniveau mit oftmals sehr systematisch strukturierten Passagen

Methodische Qualität: Übersichtlich aufgebaut durch hervorgehobene Thesen und Schaubilder

Bewertung: ausgezeichnet