Rezension: Becker, Gerhard: Vom ökologischen Lernen
zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.
– Osnabrück: Universitäts-Verlag Rasch 2000. – 302 S., Abb., Tab.
– ISBN 3-934005-44-6 (1) Becker, Gerhard, Dorota Kuczia und Günter Terhalle (Hrsg.):
Umweltbildung in Osnabrück. Entwicklung und Perspektiven. – Osnabrück:
Universitäts-Verlag Rasch 2000. – 127 S., Abb. Tab. – ISBN
3-934005-38-1 (2) Quelle: http://www.die-erde.de/2003-2Rezensionen2.pdf
Eigentlich handelt es sich um drei Werke, welche eindrücklich
den zwanzigjährigen Hauptarbeitsschwerpunkt von Gerhard Becker,
die Umweltbildung, dokumentieren und die der Hauptautor als Zwischenbilanz
verstanden haben möchte. Zunächst geht es um die theoretische Fundierung
umwelt-pädagogischer Perspektiven im Rahmen seiner Habilitationsschrift,
die hier nicht vorliegt. In einer weiteren Publikation präsentiert der
Autor einen Sammelband (1), in dem eine Auswahl aus seinen Aufsätzen
zwischen 1983 und 1999 wiederveröffentlicht und in den jeweiligen
Entstehungskontext gestellt wird. Hinzu kommt eine Darstellung der lokalen
umweltpädagogischen Projektarbeit, die seit 1988 in Kooperation mit dem
gemeinnützigen Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück e.V.
durchgeführt wird (2). Der Sammelband (1) gliedert sich in acht
Abschnitte und thematisiert Fragen des Ökologischen Lernens, der
Naturphilosophie und Ökoethik, der Bildungstheorie, des Verhältnisses
von Natur und Kultur, der Naturwissenschaften, der Umweltgeschichte, der
Stadt, der nachhaltigen Entwicklung und der Agenda 21 unter pädagogischen
Gesichtspunkten. Die Themen werden auf die Bereiche Universität, Schule,
Fortbildung und Museum sowie auf den kommunalen Bereich angewandt. Allein
schon die Aufzählung verdeutlicht, wie breit das Arbeitsfeld von Becker
angelegt ist. Es ist denn auch diese Breite, welche den Band in erster
Linie als Nachschlagewerk äußerst wertvoll macht. Wünschte man sich als
Leser so manche Straffung, stringentere Gliederung und weniger Redundanz
– dies offenbart sich, wenn man das Buch in einem Zug durchliest –, überzeugen
doch in den einzelnen Aufsätzen die theoretisch fundierten und plausiblen
Argumentationen wie auch die zahlreichen konkreten Beispiele. Beide führen
einem immer wieder vor Augen,
dass der Autor sowohl kompetenter Theoretiker als auch erfahrener
Praktiker ist. Eindrücklich belegt wird dies beispielsweise, wenn der
Autor von seinen eigenen Versuchen mit ökologischen Projekten im Rahmen
seiner Lehrtätigkeit berichtet, diese kritisch reflektiert und
Schwierigkeiten und Grenzen offen darlegt. Als Konsequenz aus diesen
Erfahrungen plädiert Becker für Prinzipien, die auf universitärer
Ebene doch eher – positiv –überraschen: Projektorientierung, Bedürfnisorientierung
(in Richtung Studierende), Offenheit der Lernprozesse, Inter- und
Transdisziplinarität, ganzheitliche Praxisprojekte, Verknüpfung der ökologischen
Betrachtung mit den individuellen Seiten der Lernenden usw. Der Band
„Umweltbildung in Osnabrück“ (2)vermittelt einen Einblick in die
konkrete Arbeit des entsprechenden Vereins. Diese reicht vom Aufbau eines
umweltgeschichtlichen Archivs zur Stadt Osnabrück über die Erstellung
didaktischer Materialien zu lokalen Themen, die Beratung und Fortbildung
von Lehrerinnen und Lehrern bis hin zu Ausstellungen, Publikationen und
der Initiierung lokaler Vernetzung. Sind die dargestellten Aktivitäten
zum Teil auch – zumindest aus geographischer Sicht – stark historisch
ausgerichtet, lassen sich doch viele Erfahrungen für die Planung und
Durchführung eigener Projekte gewinnbringend nutzen. Als besonders
inspirierend erweisen sich die abschließenden Überlegungen Beckers
zu den Zukunftsperspektiven der Umweltbildung in Osnabrück, die sich an
den Konzepten der Nachhaltigkeit sowie der Lokalen Agenda 21 orientieren.
Alles in allem seien die beiden Bände all jenen Personen, die sich mit
Fragen der Umweltbildung beschäftigen, wärmstens empfohlen Armin Rempfler (Luzern) |