Nina Dagbaeva
Projekt "Wasser für das Leben" des Baikal-Informationszentrums GRAN: Zur umweltpädagogischen Praxis von 3 ausgewählten Schulen aus Burjatien Im Rahmen des Projektes „Wasser für das Leben“ (Water for Life) haben in der Republik Burjatien 30 Schulen vielfältige Tätigkeiten entwickelt. Besonders erfolgreich war die Arbeit in den Schulen, die schon eine vieljährige Erfahrung im Bereich der Umweltbildung hatten. Hier drei sehr unterschiedliche Beispiele: Im musikalisch-humanitären Lyzeum in Ulan-Ude wurden drei Richtungen besonders intensiv entwickelt: Aqua-Musik, Aqua-Malerei, Aqua-Tanz. Darin kommt natürlich das spezifische Profil dieser Schule zum Ausdruck. Im Schwerpunkt Aqua-Musik wurde eine große und schöne Kollektion von musikalischen Werke ueber das Wasser zusammengestellt und behandelt, wie z.B. das „Wasserspiel“ von Ravel, “Sadko“ von Rimskij-Korsakow, „Schwanensee“ von P. Tschaikowskij, „Schönheit Angara“ von B. Jampilow usw. (Die Angara ist der einzige und größte Fluss, der den Baikalsee verlässt). Viele Musikstücke sind inzwischen schon Raritäten geworden. Die Kinder haben viel gesucht und auch das Internet genutzt. Aqua-Malerei leistet einen großen Beitrag zu der künstlerischen Fantasie, trägt aber auch zur Entspannung der Kinder bei. Für diese Technik braucht man viel Wasser, eine Glasplatte, ein sehr feuchtes Blatt Papier und die Farben, aber keine spezifische Kenntnisse und Fertigkeiten in der Malerei. Deshalb ist Aqua-Malerei für alle Jugendliche zugänglich. Während der Arbeit haben die Kinder großes Interesse gezeigt und besondere Freude, wenn das Bild besonders originell wurde. Auf diese Weise wurde Interesse am Thema „Wasser“ geweckt. Bei der dritten Richtung, dem Aqua-Tanz wurden von den Tanzgruppen alle möglichen „Umweltthemen“ genutzt. So haben die Kinder in dem Tanz “Zeder-Nutzung“ burjatische Motive aufgegriffen, im Tanz „ Sudaruschka“ ging es um rein russische Tanzbewegungen usw. Alle drei Richtungen wurden auf Basis einer ‚interaktiven’ Pädagogik entwickelt: Interaktion zwischen Kind und Naturobjekt wurde von allen Sinnen gewährleistet, z.B. durch Sehen, Hören, Tasten. Natürlich haben die Kinder dieser Schule auch an allen anderen Projektaktivitäten zum Thema „Wasser für das Leben“ teilgenommen, aber diese künstlerisch-ästhetischen Richtungen sind die Besonderheit dieser Schule. Dazu gehört auch, dass die Kinder dieser Schule die modernen elektronischen Medien eingesetzt haben, in dem sie z.B. auch sehr kreative Power-Point–Präsentation der Projektergebnisse erstellt haben. Der ‚integrative’ Charakter des Projektes eröffnete die Möglichkeit, das Spektrum der Aktivitäten zu verbreitern, z.B. auch eigene Gedanken, Gefühle und Handlungen zu analysieren. Insgesamt hat diese Schule sehr erfolgreich die Richtung „Umweltbildung über Kunst“ entwickelt. Mehr
Information auf Website
des Projektes.
Kontaktperson:
Angelika Kushnarewa
(Biologie Lehrerin, Stellvertreterin
des Direktors) Ulan-Ude,
670002, Ul.
Komsomolskaja 28-a,
e-mail: mgl2002@mail.ru
Die
Gilbira-Schule ist
eine kleine Dorfschule aus
einem Vorort von Ulan-Ude
und auch eine ganz besondere Schule,
die am Projekt „Wasser
für das Leben“ teilgenommen hatte.
In der Schule will
mit ihrer Erziehung zur
Kenntnis der ethnischen
Traditionen, Geschichte
und Kultur der einheimischen Völker
Sibiriens beitragen und zu ihrer
Weiterentwicklung: Auch
in dieser Schule werden die üblichen Aktivitäten der schulischen
Umweltbildung unternommen,
wie Ökologisierung
der Schulfächer,
die Einbeziehung der lokalen Gemeinschaft in die Naturschutzaktionen
und die
Untersuchungsarbeit
der Schüler.
Aber besonderen Wert legen
die Lehrer dieser
Schule auf die
Einbeziehung der ethnischen
Traditionen der Burjatien und der Russen in die Umweltbildung. So haben
die Kinder zusammen mit Erwachsenen das Gesetz „Seerte“ ausgearbeitet.
Wörtlich
übersetzt
heißt dies
„Verboten“. Es
handelt sich um eine Reihe
von
ungeschriebenen
Regeln, wie man mit der Natur umgehen
muss,
z.B.:
Aktive Maßnahmen werden für den Schutz und Bewahrung der Naturobjekte in der Umgebung der Schule unternommen. So ist der Karasinoje-See eine der beliebtesten Seen der Menschen von Ulan-Ude am Wochenende. Die Kinder der Gilbira Schule haben im Projekt viel Arbeit für Wasserreinigung, Uferreinigung, Aufklärungsarbeit mit den Besuchern des Sees durchgeführt. Während der internationalen Baikalwoche im Juli 2004 hat eine Schülerin dieser Schule anstatt einer Power-Point-Präsentation eine originelle Präsentation in der Form eines burjatischen Tanz gezeigt. Die Verbindung von ethnischer Kultur und Tradition mit Fragen der Umwelt und Nachhaltigkeit sind als Kennzeichen der Gilbira Schule in ihr Logo eingegangen. Kontakt:
Tamara
Sanzhytzibikova
(Stellvertreterin
des Direktors)
e-mail
adresse via GRAN: ecoinfo@ulan-ude.ru
Mittelschule
#41
in Ulan-Ude Ihre
Besonderheit ist
die
breite
Öffentlichkeitsarbeit.
Im Projekt
‚Wasser
für das Leben’ haben
Kinder zusammen mit ihrem Lehrer mit der Untersuchung eines kleinen
Flusschen, „Werchnjaja Berezowka“ begonnen. Die
Kinder haben Untersuchungen
zur Wasserqualität
gemacht, viele Reinigungsaktionen organisiert.
Daran haben nicht
nur Kinder, sondern auch
Eltern
teilgenommen, später
über
die Kommunalverwaltung auch arbeitslose
Erwachsene und die Mitarbeiter einiger
naheliegender Betriebe.
Schließlich erhält die Schule die Anfrage von einem lokalen
Abgeordneten, einen ‚Pass’ dieses
Flusses als kleine Broschüre zusammenstellen, in die alle Informationen,
aber auch alle ökologischen Probleme (Zahl der Fische, Verschmutzungen,
Ursachen u.ö.) dieses Flusses aufgenommen werden sollen. Die Erstellung
dieses Passes wurde zum Hauptergebnis der Teilnahme der Kinder an diesem
Projekt. Sehr
wichtig war:
die Kinder
haben
gelernt,
wie ihre
Initiative,
die
sich mit realen
und ganz konkreten
Umweltproblemen
beschäftigte,
auch
von den Erwachsenen unterstützt
und beachtet wurde
und so zu einer breiten Bürgerinitiative wurde..
Die
Kontaktperson:
Aldar
Darzhapov
(Biologielehrer),
Ulan-Ude,
670002,
Ul.Oktjabrjskaja
29,
Mittelschule
#41
e-mail: aldar_darzhapov@mail.ru
Besonderes Interesse hat bei den Schülern in allen Schulen die Möglichkeit geweckt, im Rahmen des ‚Projektes Wasser für das Leben’ (Water for life) mit Kindern anderer Schulen und insbesondere von anderen Ländern kennenzulernen und kommunizieren. Die
internationale
Ecowoche
am Baikalsee im
Juli 2004 hat
deutlich gezeigt, dass unsere Kinder sehr offen zu anderen Kulturen und
Mentatitäten
geworden
sind
und gar nicht
mehr so
‚geschlossen’
wie es in früheren Jahren typisch war. Viele Projektteilnehmer haben mit
dem ernsten Fremdsprachenlernen begonnen. Sie freuen sich, wenn sie
erkennen, dass die Umweltprobleme überregional
doch sehr
ähnlich
sind, und viele Menschen
in
vielen Ländern besorgt sind, die Gewässer
rein zu behalten.
In diesem Sinne hoffen sie auf weitere internationale Kontakte. Autorin:
Dr.
Nina Dagbeava, Burjatische Staatsuniversität Ulan-Ude und Leiterin von
GRAN, Kontakt
per email: ecoinfo@ulan-ude.ru
weiterführende
Quellen im Internet: Webseiten des Baikal Informationscenter GRAN http://gran.baikal.net/ und des Projektes http://gran.baikal.net/water4life/ (deutsche und englische Versionen im Aufbau) Der Text ist Teil des Artikels von G. Becker/N. Dagbaeva: Interkulturalität nachhaltiger Umweltbildung. Schulen am ostsibirischen Baikalsee als Beispiele und Kooperationspartner, der in DGU-Nachrichten 30 (2004) veröffentlicht wird |